Die WM 1974 war das zehnjährige Jubiläum der Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft. Erstmals fand eine WM in der Bundesrepublik Deutschland statt, knapp 30 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Wie schon bei den meisten Weltmeisterschaften profitierte auch diesmal der Gastgeber vom Heimvorteil. So gewann Deutschland nach dem Wunder von Bern 1954 zum zweiten Mal eine Weltmeisterschaft.
Inhaltsverzeichnis - das findest du hier zur WM 2018
Deutschland wird Weltmeister 1974
Nachdem der deutsche Fußballverband sich bereits mehrmals um die Ausrichtung der Weltmeisterschaft beworben hatte, gaben die FIFA Funktionäre 1966 den Deutschen den Zuschlag für die Ausrichtung der WM 1974. Kurze Zeit vorher hatte München bereits den Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1972 bekommen. Nach über zwanzig Jahren nach dem Ende der NS-Herrschaft kann man sagen, dass die Bundesrepublik Deutschland wieder ein angesehenes und gleichberechtigtes Mitglied der internationalen Sportgemeinschaft war.
WM 1974 Teilnehmer
Deutschland | Brasilien | Schweden | Italien |
Chile | Jugoslawien | Bulgarien | Haiti |
DDR | Zaire | Uruguay | Polen |
Australien | Schottland | Niederlande | Argentinien |
Das WM Finale 1974
Datum | Ort | Team 1 | Team2 | Ergebnis |
---|---|---|---|---|
07.07.74 | München | Deutschland | Niederlande | 2:1 (2:1) |
Tore: 0:1 Neeskens (2., Foulelfmeter, Cruyff), 1:1 Breitner (25., Foulelfmeter, Hölzenbein), 2:1 Müller (43.) |
In neun verschiedenen Städten Westdeutschlands wurde die WM 1974 veranstaltet. Mit 85.000 Zuschauern war das Berliner Olympiastadion die größte Austragungsstätte. Mit nur 53.000 Zuschauern war das heute größte deutsche Stadion in Dortmund bei der WM 1974 paradoxerweise noch die kleinste Austragungsstätte.
Mit 9 Nationen kamen das Gros der WM-Teilnehmer vom europäischen Kontinent, während fünf weitere Nationalmannschaften vom amerikanischen Kontinent stammten – darunter der Fußballzwerg Haiti aus der Karibik. Zudem komplettierten das afrikanische Land Zaire und Australien das Teilnehmerfeld der WM 1974. Diese Nationalmannschaften profitierten von der Regelung, dass nunmehr zum zweiten Mal jeweils ein Platz für ein asiatisches und ein afrikanisches Team reserviert war.
Und auch bei dieser WM gab es eine Neuerung – ein neuer Modus wurde eingeführt. Zunächst spielten die Teams wieder in vier Vierergruppen, deren Gruppenersten und -zweiten weiterkamen. Anschließend gab es jedoch anstatt von Viertelfinalspielen eine weitere Gruppenphase mit zwei Gruppen á vier Nationalmannschaften. Die beiden Gruppensieger kamen dann ins Finale. Die beiden Zweitplatzierten mussten das Spiel um Platz drei austragen.
Bei der WM 1974 gab es dazu eine historische Premiere. Obwohl die rote Karte bereits vier Jahre zuvor eingeführt wurde, gab es die erste rote Karte bei einer Weltmeisterschaft im Jahr 1974. Der Chilene Carlos Caszely bekam nach einem Foul an Berti Vogts den Platzverweis in Form einer roten Karte und wird auf ewig in den Geschichtsbüchern der Fußballwelt stehen.
Zudem gab es den ersten Dopingsünder aller Zeiten bei einer Fußball-WM. Ein Spieler des Fußballzwergs Haiti wurde 1974 positiv auf die verbotene Substanz Ephedrin getestet.
Die Deutsche Nationalmannschaft bei der WM 1974
Für Brisanz sorgte schon die Auslosung der WM-Gruppen. Die deutsche Nationalmannschaft musste erstmals gegen die DDR-Elf spielen. Westdeutschland gegen Ostdeutschland. Kapitalismus gegen Sozialismus. Oder einfach: die BRD gegen die DDR. Das einzige Duell der beiden deutschen Nationalmannschaften fand bei der WM 1974 statt. Der große Favorit, die Bundesrepublik Deutschland, musste sich hier dem ostdeutschen Pendant mit 1:0 geschlagen geben. Aufgrund von zwei Siegen in den restlichen Vorrundenspielen kam die westdeutsche Mannschaft allerdings noch auf Platz 2 in der Gruppe, hinter der DDR. Die deutsche Elf war somit für die erstmals ausgetragene Zwischenrunde qualifiziert, auch wenn die Leistungen der deutschen Nationalmannschaft keineswegs überzeugten.
WM 1974 Spielplan – DFB Spiele WM 1974
Phase | Datum | Team1 | Team 2 | Ergebnis |
---|---|---|---|---|
Vorrunde | 14.06.1974 | Deutschland | Chile | 1:0 |
Vorrunde | 18.06.1974 | Australien | Deutschland | 0:3 |
Vorrunde | 22.06.1974 | DDR | Deutschland | 1:0 |
Finalgruppe B | 26.06.1974 | Jugoslawien | Deutschland | 0:2 |
Finalgruppe B | 30.06.1974 | Deutschland | Schweden | 4:2 |
Finalgruppe B | 03.07.1974 | Polen | Deutschland | 0:1 |
Endspiel | 07.07.1974 | Niederlande | Deutschland | 1:2 |
Der Wendepunkt der WM 1974 war ein Riesenkrach nach der verlorenen Partie gegen die DDR. Der Star und Libero der deutschen Elf Franz Beckenbauer initiierte nach dem Spiel eine Krisensitzung. Beckenbauer berichtete später, dass an diesem Abend aus dem zerstrittenen Haufen mit Spielern aus unterschiedlichen Vereinen ein Team und eine Einheit wurde. Bei dem Treffen der deutschen Nationalspieler sollen sich die Spieler untereinander beschimpft und angeschrien haben. Allerdings schweißte dieser Abend die Mannschaft zusammen, sodass die Krisensitzung gut und gerne als Wendepunkt der WM 1974 bezeichnet werden kann.
In der folgenden Zwischenrunde lief es dann für die deutsche Nationalmannschaft wie am Schnürchen. Deutschland gewann souverän jedes einzelne Spiel. 2:0 gegen Jugoslawien, 4:2 gegen Schweden und 1:0 gegen Polen waren die Ergebnisse. Somit stand fest: Deutschland war Gruppenerster und zog aufgrund des neuen Modus in das Finale der Heim-Weltmeisterschaft ein.
Es hieß Finale: Finale gegen die Nachbarn. Finale gegen die Holländer. Zu denkbar schlechter Zeit befand sich die holländische Nationalmannschaft in überragender Form. Für die meisten Experten war die Oranje-Elf um den Topstar Johan Cruyff die beste Mannschaft des Turniers. Doch auch das Finale musste erst einmal gespielt werden.
Nach wenigen Minuten gingen die Holländer bereits per Strafstoß in Führung. Allzu lange währte die Führung jedoch nicht, da Paul Breitner nach 25 Minuten ausglich. Noch vor der Halbzeit erzielte der deutsche Bomber Gerd Müller die Führung. Da die Holländer nicht mehr ins Spiel zurückkamen, sollte dieses Tor auch der Siegtreffer gewesen sein. Deutschland war erneut Weltmeister. Nicht ganz so überraschend wie 1954: allerdings gewannen die deutschen Kicker erneut gegen einen Favoriten ihren zweiten Titel.
DFB Kader WM 1974
Welche deutschen Nationalspieler wurden Weltmeister 1974?
RN | Name | Pos. | Verein | Geburtstag |
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22 | Wolfgang Kleff | TW | M'gladbach | 16.11.1946 |
21 | Norbert Nigbur | TW | Schalke 04 | 08.05.1948 |
1 | Sepp Maier | TW | FC Bayern | 28.02.1944 |
2 | Berti Vogts | AB | M'gladbach | 30.12.1946 |
8 | Bernd Cullmann | AB | 1.FC Köln | 01.11.1949 |
4 | Georg Schwarzenbeck | AB | FC Bayern | 03.04.1948 |
16 | Rainer Bonhof | AB | M'gladbach | 29.03.1952 |
6 | Horst-Dieter Höttges | AB | SV Werder | 10.09.1943 |
5 | Franz Beckenbauer | AB | FC Bayern | 11.09.1945 |
20 | Helmut Kremers | AB | Schalke 04 | 24.03.1949 |
15 | Heinz Flohe | MF | 1.FC Köln | 28.01.1948 |
12 | Wolfgang Overath | MF | 1.FC Köln | 29.09.1943 |
10 | Günter Netzer | MF | Real Madrid | 14.09.1944 |
3 | Paul Breitner | MF | FC Bayern | 05.09.1951 |
17 | Bernd Hölzenbein | MF | Frankfurt | 09.03.1946 |
14 | Uli Hoeneß | MF | FC Bayern | 05.01.1952 |
11 | Jupp Heynckes | ST | M'gladbach | 09.05.1945 |
18 | Dieter Herzog | ST | Düsseldorf | 15.07.1946 |
19 | Jupp Kapellmann | ST | FC Bayern | 19.12.1949 |
9 | Jürgen Grabowski | ST | Frankfurt | 07.07.1944 |
13 | Gerd Müller | ST | FC Bayern | 03.11.1945 |
7 | Herbert Wimmer | ST | M'gladbach | 09.11.1944 |
Helmut Schön | TR | 15.09.1915 | ||
Jupp Derwall | CO-TR | 10.03.1927 |