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Die Fußball WM 1934 in Italien
Die zweite Fußballweltmeisterschaft 1934 der Geschichte in Italien wurde in einer schwierigen, politisch unbeständigen, vom Faschismus geprägten Zeit in Europa ausgetragen. So war es nicht verwunderlich, dass der italienische Diktator Benito Mussolini großen Einfluss auf die zweite FIFA-Fußball-WM und deren Ausgang hatte. Doch fangen wir ganz am Anfang bei der Vergabe der WM an.
Vier Jahre vorher wurde die erste Fußball-WM in Uruguay ausgerichtet. Italien verlor bei der vorhergegangenen Bewerbung um die Ausrichtung der WM-Premiere gegen Uruguay. Fortan setzte Mussolini alles daran, die zweite Fußball-WM nach Italien zu holen. 1932 bekam Mussolini und Italien dann den Zuschlag für die Ausrichtung der zweiten WM.
Kurioserweise waren zu diesem Zeitpunkt bereits der Bau bzw. die Sanierung der acht WM-Stadien in vollem Gange. Die größten WM-Stadien standen in Turin und Rom mit einem Fassungsvermögen von 55.000 Zuschauern. Ein Novum war es bei der zweiten WM, dass die Spiele in verschiedenen Städten und Stadien ausgetragen wurden, nachdem es bei der ersten Fußball-Weltmeisterschaft noch beabsichtigt war, lediglich in einem Stadion zu spielen.
Obwohl der amtierende Weltmeister Uruguay die WM 1934 in Italien boykottierte, bewarben sich 32 Nationalmannschaften um die 16 zu vergebenden Plätze. Im Gegensatz zu der ersten WM musste somit erstmals eine Qualifikation gespielt werden. Nach der Qualifikation standen die 16 Nationen der WM 1934 fest, unter ihnen 12 europäische Nationen, drei amerikanische Nationalmannschaften und erstmals auch mit Ägypten ein afrikanisches Land.
WM Teilnehmer 1934
Belgien | Italien | Frankreich | Deutschland |
Niederlande | Österreich | Rumänien | Schweden |
Schweiz | Spanien | Ungarn | Tschechoslowakei |
Brasilien | Argentinien | USA | Ägypten |
Da die ganze WM im K.O. Modus ausgetragen wurde, standen die jeweiligen Nationalmannschaften in ihren Spielen unter enormen Druck. Da Mussolini die WM für propagandistische Zwecke nutzte, sollte die italienische Nationalmannschaft unbedingt den Weltmeisterschaftstitel holen. Allerdings waren dem italienischen faschistischen Diktator so ziemlich jedes Mittel recht, um den Traum vom Weltmeistertitel zu erfüllen.
Nachdem in der ersten K.O. Runde die USA von den Italienern noch mühelos besiegt werden konnten, gab es im Viertelfinale gegen Spanien ein Unentschieden, sodass ein Wiederholungsspiel notwendig war. Vor diesem Spiel lud Mussolini den Schiedsrichter René Mercet zum Essen ein. Bei dem anschließend gespielten Viertelfinale verweigerte der Referee Spanien einige Elfmeter und ahndete schwere Fouls der Italiener nicht. So kam es dazu, dass die italienische Nationalelf nach einigen Verletzungen der Spanier in Überzahl spielend in das Halbfinale einzog.
Der Erfolg bestätige die Taktik Mussolinis. Und so durfte auch der Halbfinal-Schiedsrichter Ivan Eklind mit dem italienischen Duce speisen. Dieser machte seine Sache im Halbfinale mit vier nicht gegebenen regulären Toren Österreichs und einem gegebenen irregulären Tor Italiens so gut, dass er auch die Finalpartie pfeifen durfte. Unvorstellbar klingt es aus heutiger Sicht, dass der Schiedsrichter bei einem österreichischen Angriff sogar selbst den Ball aus dem Strafraum der Italiener köpfte.
Und auch im Finale gab es „the same procedure as the game before“. Der schwedische Schiedsrichter Eklind pfiff kaum ein Foul der Italiener und verweigerte wiederum dem Finalgegner Tschechien einige Elfmeter. So kam es, wie es kommen musste: Der zweite Weltmeister der WM-Geschichte war Italien. Nach Uruguay 1930 bei der WM-Premiere gewannen mit den Italienern, wenn auch mit freundlicher Hilfe der Schiedsrichter, auch bei der zweiten Weltmeisterschaft die Gastgeber.
Datum | Ort | Team 1 | Team2 | Ergebnis |
---|---|---|---|---|
19.06.38 | Paris | Italien | Ungarn | 4:2 (3:1) |
Tore: 1:0 Colaussi (6.), 1:1 Titkos (8.), 2:1 Piola (16.)3:1 Colaussi (35.), 3:2 G. Sarosi (70.), 4:2 Piola (82.) |
Die Fußball-WM 1934 wurde im Nachhinein als WM der ungeahndeten Regelverstöße bekannt. Über den Schiedsrichter-Skandal hinaus, setzten einige Nationalmannschaften einfach ausländische Spieler ein, die für ihr Land gar nicht spielberechtigt waren.
Deutschland bei der WM 1934
Nachdem die deutschen Fußballer bei der WM-Premiere in Uruguay noch fehlten, feierte die deutsche Nationalmannschaft 1934 bei der Weltmeisterschaft in Italien ihr Debüt. Und einen Rekord hält die erste deutsche WM-Mannschaft bis heute: mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren war die erste deutsche WM-Mannschaft die jüngste Nationalelf Deutschlands aller Zeiten. Bis heute war niemals ein WM-Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft derart unerfahren.
Direkt bei der ersten Weltmeisterschaft überraschte die deutsche Elf die Fußballexperten. Als Außenseiter eingeschätzt, wurde die deutsche Nationalmannschaft Dritter bei ihrem WM-Debüt. Auf ihrem Weg zum Spiel um Platz 3 räumten die Deutschen die deutlich stärker eingeschätzten Belgier und Schweden aus dem Weg, bevor im Halbfinale gegen die Tschechoslowakei Schluss war. Im Spiel um Platz 3 sorgten die deutschen Kicker allerdings für die nächste Überraschung, als sie die österreichische Fußballnationalmannschaft mit 3:2 besiegten.
DFB Spiele WM 1934
Phase | Team1 | Team 2 | Ergebnis | ||
---|---|---|---|---|---|
Achtelfinale | 27.05.1934 | Deutschland | Belgien | 2:0 | |
Viertelfinale | 31.05.1934 | Deutschland | Schweden | 1:0 | |
Halbfinale | 03.06.1934 | Tschechoslowakei | Deutschland | 1:0 | |
Spiel um Platz 3 | 07.06.1934 | Deutschland | Österreich | 2:0 |
Besonders hervor stachen die Mittelfeldspieler Karl Hohmann vom VfL Benrath und Edmund Conen vom FV Saarbrücken. Ein anderer Name ist jedoch auch heute wohl noch den meisten deutschen Fußballfans ein Begriff: Der Trainer des ersten deutschen Weltmeistertitels von 1954 Sepp Herberger war auch schon bei der ersten WM-Teilnahme Deutschlands dabei. In Italien war Herberger allerdings noch der Co-Trainer hinter dem Chefcoach und Reichstrainer Otto Nerz.
DFB Kader WM 1934
Name | Pos. | Verein | Geburtstag |
---|---|---|---|
Hans Jakob | TW | Regensburg | 16.06.1908 |
Willibald Kreß | TW | Dresdner SC | 13.11.1906 |
Fritz Buchloh | TW | VfB Speldorf | 26.11.1909 |
Willy Busch | AB | Eintracht Duisburg 1848 | 04.01.1907 |
Sigmund Haringer | AB | FC Bayern | 09.12.1908 |
Reinhold Münzenberg | AB | Aachen | 25.01.1909 |
Paul Zielinski | AB | SV Union Hambor | 20.11.1911 |
Paul Janes | AB | Düsseldorf | 11.03.1912 |
Hans Schwartz | AB | V. Hamburg | 01.03.1913 |
Jakob Bender | MF | Düsseldorf | 23.03.1910 |
Rudi Gramlich | MF | Frankfurt | 06.06.1908 |
Ernst Albrecht | MF | Düsseldorf | 12.11.1907 |
Ernst Lehner | MF | Schwaben Augsbu | 07.11.1912 |
Karl Hohmann | MF | VfL Benrath | 18.06.1908 |
Rudolf Noack | ST | Hamburger SV | 30.03.1913 |
Otto Siffling | ST | SVW Mannh. | 03.08.1912 |
Stanislaus Kobierski | ST | Düsseldorf | 15.11.1910 |
Eugen Dienert | ST | VfB Mühlburg | |
Sepp Streb | ST | Wacker München | |
Edmund Conen | ST | Saarbrücken | 10.11.1914 |
Fritz Szepan | ST | Schalke 04 | 02.09.1907 |
Matthias Heidemann | ST | SV Werder | 07.02.1912 |
Otto Nerz | TR | 21.10.1892 |